Anti-Supersize-Me

Diskutiere Anti-Supersize-Me im Plauderecke Forum im Bereich Sonstiges; Anti-SuperSize me! -- Teil 1 Wheinachten – Das ist bekanntlich nicht nur das Fest der Liebe, der überteuerten Geschenke und der geschmacklosen...

  1. #1 Spongebob, 17.08.2007
    Spongebob

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    Anti-SuperSize me! -- Teil 1

    Wheinachten – Das ist bekanntlich nicht nur das Fest der Liebe, der überteuerten Geschenke und der geschmacklosen Baumbeleuchtungen, sondern auch der Begriff für die Tage im Jahr, in denen sich magersüchtige Supermodels zu Hause in dunkle Kammern sperren, um nicht schon vom Geruch von Plätzchen und Gänsebraten einen zweistelligen BMI zu bekommen.

    Und wie schon die Jahre zuvor, so ging auch dieses Weihnachtsfest nicht spurlos an mir selbst vorbei, und mit dem Monat Januar als Nachbrenner war das Ergebnis recht bedrohlich, was nur eine Konsequenz nach sich ziehen konnte: Es wurde Zeit abzunehmen.

    Die Tatsache, dass ich meine Füße nicht erkennen konnte, war ein Schicksal, dass ich schon lange mit mir durchs Leben trug, nunmehr war es allerdings nicht mein enger Freund, der mir das freie Sichtfeld einschränkte, sondern der fettigen Ring mit dem mein Körper seinen überdurchschnittlich gut trainiertes Sixpack schützen wollte. Das konnte ihm niemand verdenken, aber die Freibadsaison stand bevor und die Frauenwelt hatte ein Recht zu erfahren, wie scheiße geil ich unter den 20kg Bauchspeck doch aussehe.


    Der Anfang
    Doch bevor ich mich in mein neues, fiteres Leben stürzen konnte, bedurfte es erst einer guten Vorbereitung. - Die Laufstege Mailands und Paris sind nichts gegen das tägliche Sehen und Gesehen werden in Deutschlands Fitnessstudios, so dass ich mit meinem alten, weinroten Dynamo Sportzweiteiler wohl schon an der imaginären Startlinie versagt hätte.

    Mein erster Weg brachte mich also in den teuersten Sportladen der Stadt. Das Beste sollte für mich schließlich nur gut genug sein. Ich weiß bis heute nicht, warum meine Schuhe Luftpolster in den Sohlen haben müssen, damit ich mit diesen optimal von Gerät zu Gerät schweben könne und was es meinen Körper interessiert, ob er atmungsaktive Socken trägt oder stink-normale (vielleicht hatte der Verkäufer auch nur keine Waschmaschine zu Hause), aber es sollte nichts dem Zufall überlassen werden. Außerdem legte ich mir präventiv ein paar Shirt der Marke Pitbull Gym in der Größe XXXL zu. Nicht dass ich diese bereits bräuchte, aber wenn das plötzliche Muskelwachstum einsetzen sollte, wollte ich vorbereitet sein.


    Nachdem ich also so viel Kleidung gekauft hatte, dass ich der Altkleidersammlung des Roten Kreuzes ernsthafte Konkurrenz hätte machen können, setze auch schon der erste sportliche Effekt ein, den ich so nicht erwartet hatte. Nicht nur, dass das hin und her Gerenne im Laden und das ständige An- und Ausziehen mich ernsthaft zum Schwitzen gebracht haben, mit dem Zahlen der schier astronomischen Rechnung stellte sich auch der erste Gewichtsverlust ein - wenn auch nur in meinem Portmonee.

    Doch damit war ich längst nicht fertig. Schließlich musste ich mich als ernsthafter Sportler auch mit allen Nahrungsergänzungsmittel eindecken, die der Markt hergibt. Creatin Monohydrat, CreaVitargo, Aminos in Tablettenform, zwei verschiedene Weightgainer, ein synthetisches Eiweiß mit einer biologischen Wertigkeit von 1.056.295,3, Vitamintabletten, eine Stiege an isotonischen Getränken, drei Kartons Eiweißriegel, Molkepulver, eine Probepackung ProHormone und diverse, extra aus den USA importierte Fatburner-Tabletten sollten zumindest für die erste Woche reichen, entschied ich.


    Mein erstes Training
    Nun war es soweit. Der erste, echte Trainingstag sollte Einzug in mein Leben finden. Nachdem ich mich am Abend zuvor noch von den Strapazen mit einem kompletten 1x1 bei Mc Donalds und das ganze 11 Mal erholt hatte, sollte heute auch der erste Tag sein, an dem Ernährung einen hohen Stellenwert in meinem Alltag einnehmen würde. Ich entschied, dass ein Eiweißshake, 50g Creatin und drei Vitamintabletten das perfekte Sportlerfrühstück sein sollten. - Ich bekam Magenschmerzen, aber das ist sicher nur ein kleiner Preis, den ich auf dem Weg zum Olymp der Adonis-Körper zu zahlen hätte.

    Bei der Wahl des Studios fiel meine Entscheidung auf den neuen Hanteltempel, der in der halben Stadt mit halbnackten schwedischen Supermodels warb. Um so herber war meine Enttäuschung, als ich feststellen musste, dass offensichtlich ihre bärtigen Schwiegermütter Dienst schoben, wenn die Mädels frei hatten. - Ich hatte mir also umsonst die hautenge Radler besorgt, um den hübschen Frauen dieser Welt nicht länger meinen strammen Gluteus vorzuenthalten, denn neben dem schwedischen Bikiniteam schienen auch alle anderen ansehbaren Frauen dieser Welt keinen Sport zu treiben. Zumindest nicht in diesem Studio!

    Doch wäre all das nicht bereits genug, erwies sich mein Personaltrainer als schwul. Anders war sein Kleidungsstil, seine viel zu brüderlich-warme Art und das beschissene Perlweiß-Grinsen auf seinen Lippen nicht zu erklären. Denn jeglicher Alkohol oder Drogenkonsum widersprächen seinem asketischem Lebensstil, den er mir bereits nach fünf Minuten, ohne das ich fragte, zusammen mit seinem Lebenslauf und einem Vortrag über seinen Lieblingschinesen in einem Gespräch aufdrückte.

    Pascal führte mich herum, zeigte mir die Geräte und wollte mir einen von ihm entwickelten Trainingsplan an die Backe nageln. - "Nicht mit mir!" dachte ich nur und zeigte Pascal schnell seine Grenzen auf. Wohlmöglich hätte er mich sonst noch am selben Abend zu einem Candlelight-Dinner in der Abstellkammer eingeladen.

    Von wegen für den Anfang kleine Gewichte und viele Wiederholungen! - Jemand mit meinem Potential, meinem Willen und vor allem meinem ausgegebenen Budget für Kleidung und Nahrungsergänzungsmittel gibt sich nicht mit Mittelmaß zufrieden. Schließlich hatte ich genug Fett, das ich in Muskelmasse umwandeln könnte. Arnie, Dorian und Ronnie: Macht euch bereit für den neuen Stern am BB-Himmel!

    Vor meinem ersten Training hatte ich mich gut im Internet informiert. Ich wusste worauf es ankam. Unter zwei Stunden Training brauchte ich nicht aus dem Laden raus und wenn ich bei meinem Workout keine Schmerzen in Muskeln oder Gelenken spüren würde, würde ich eindeutig etwas falsch machen. Nicht intensiv genug trainieren. Training bedeutet höllische Schmerzen zu haben. No Pain, No Gain, das hat Arni schon gesagt.

    So ist das nun mal, dessen machte ich mir bereits in der Umkleide bewusst, während ich noch eine Tafel Milka Alpenmilch Diät verdrückte und in mein XXXL Shirt schlüpfte. Die kurzen Kohlenhydrate vor dem Training sind schließlich die wichtigste Mahlzeit für einen Sportler. Gleich nach dem Frühstück und den 10kg Magerquark, die jeder ambitionierte Bodybuilder vor dem Schlafen gehen verdrückt.

    Nachdem Pascal also endlich von der Bildfläche verschwunden war, machte ich mich ans Training. Neben mir trainierte der Bruder von Günther Rühl oder Markus Schlierkamp oder wie der gleich hieß. Zumindest sah der Typ so aus und bewegte unglaublich Gewichte. Er stöhnte bei jeder Bewegung, die Schweißperlen liefen ihm die Stirn herab und tropften auf seine Oberarme, die gut und gern meine Beine hätte sein können und mir wurde klar: „So siehst du auch in einem Monat aus!“

    Als erstes begann ich mit Bankdrücken. Ich legte mich unter die blanke Stange und machte zehn Wiederholungen zur Aufwärmung. Natürlich achtete ich darauf bei jeder Wiederholung laut „Light Weight“ und „Easy!“ zu brüllen. Ja, ich merkte bereits, wie meine gesamte Muskulatur zu wachsen begann. Ich schaute auf die Bank neben mir und sah, wie das Tier von vorhin inzwischen selbst Bankdrücken mit 180kg machte. Also entschloss ich mich 200kg aufzulegen. Viel bringt schließlich viel und ich hatte ein wenig aufzuholen.

    Mir war klar, dass ich das Gewicht nicht allein rausheben konnte. Jeder der schon einmal einen Bankdrückwettkampf gesehen hat, weiß, dass man mindestens drei Leute braucht, um eine Gewicht rauszuheben. Besser fünf! Und so holte ich mir ein paar Jugendliche zur Hilfe, die eh schon die gesamte Zeit damit beschäftigt waren mit ihrem Handy SMS zu schreiben. Wenn sie schon nicht trainierten, sollten sie wenigsten denen helfen, die hier noch BIG werden wollten:

    Mit einem martialischem Kampfschrei hievten wir das Gewicht aus der Halterung. Wie in Zeitlupe, zumindest kam es mir so vor, sank das Gewicht kontrolliert auf meine Brust. Vor meinem geistigen Auge sah ich meine Brustmuskulatur ins unermessliche Wachsen und mich selbst mit seitlicher Brustpose Jay Cutler beim Mr O 2007 auf den Platz zu verweisen, auf den er gehörte. Den Zweiten. - Platz eins teilte ich mir mit einem zu Tränen gerührten King Coleman. Ruhm, Ehre und Sponsorenverträge. Vor meinem geistigen Auge hielt ich alles in meinen Händen.

    Als ich wieder zu Bewusstsein kam, sagte man mir, dass die Hantel gerade zu auf meine Brust gerast wäre und ich Glück gehabt hätte, dass Leute zur Sicherung bereit standen. Damit war das Training für den heutigen Tag erledigt. Nicht das ich geschafft gewesen wäre, oder ich nicht noch den ganzen Tag hätte unglaubliche Gewichte bewegen können. Nein, viel wichtiger erkannte ich den kleinen aber feinen Unterschied, der mich von dem Möchtegern-Mr. O. aus dem Studio unterschied: Das Bauchtäschchen.

    Ich wusste nicht, was er darin versteckte. Welches Geheimnis dieses in sich hätte, aber ich wusste, dass ich selber auch eine brauchen würde, um meinen mir vorbestimmten Platz neben Ronnie einnehmen zu können.


    Anti-SuperSize me! – Teil 2

    Seit meinem letzten Training waren inzwischen zwei Tage vergangen. Ich wusste, dass ich mich erst wieder dem Eisen stellen konnte, wenn ich das Geheimnis um die Bauchtaschen gelöst hätte, um meinem Ziel, neben Ronnie auf der Bühne stehen zu können, endlich näher zu kommen.

    Es dauert ein bisschen und kostete mich ein wenig Zeit, doch ein Blick auf die Top 5 des Mr Olympia 2006 offenbarte mir das Geheimnis, welches den Muskelberg aus dem Studio noch von mir trennte: die Haare!
    Alle aktuellen guten Bodybuilder haben keine Haare auf dem Kopf! Victor Martinez, Dexter Jackson, Melvin Anthony und natürlich King Coleman: Sie alle frönen der nackten Kopfhaut und lediglich der Möchtegern-Mr. O Jay "the Cheater" Cutler hat eine Frisur, die an einen der Weider-Brüder erinnert. Kein Wunder, dass er es irgendwie schaffte Ronnie von seinem ihm zustehenden Platz zu verdrängen.

    Mir wurde klar: "Nur Hautständer und Jay Cutler tragen Bombenlegerfrisuren!" und mein Entschluss stand fest: ICH BRAUCHTE EINE NASSRASUR!


    Die Nassrasur
    Nachdem ich mir also das selbe Mittag wie schon die letzten zwei Tage gemacht hatte, denn Bodybuilder essen jeden Tag immer dasselbe, ging ich in den Supermarkt, um mir einen Nassrasierer zu kaufen. Beim Gang durch die Straßen und im Geschäft achtete ich darauf meine Arme möglichst vom Körper abstehen zu lassen und meine Schultern beim Gehen einzeln nach vorne zu schwingen. Im Laden kam mir eine alte Frau entgegen, doch sie wollte nicht Platz machen und prallte an meinem Ellenbogen ab.. - Gut, ich holte ein wenig Schwung, aber Ronnie würde sich auch nicht von einem "Else Kling"-Verschnitt rumschupsen lassen. – Sie machte ein halbe Drehung um die eigene Achse, um sich am Gemüse-Stand festzuhalten – "Typisches Zeug für Hardgainer und alte Leute!" dachte ich mir. Meine Vitamine krieg ich auch in Tablettenform. - "Das Leben ist zu kurz, um schmal zu sein!" rief ich noch ohne ihr weiter Beachtung zu schenken und schritt weiter Richtung Rasierer.

    Zu Hause angekommen, begann ich mir den Kopf zu rasieren. Erst grob mit der Haarmaschine, bevor es mit der Nassrasur zum letzten Schliff kommen sollte. Ich hatte mir extra einen speziellen "Hautirritation vermeidendem" Rasierschaum geleistet, denn was für David Beckham gut ist, sollte für mich nur gut genug sein - auch wenn der Beckham wohl auch zu oft ins Gemüseglas schaut. Doch kaum war das erste Problem gelöst, sollte sich auch schon das nächste mir in den Weg stellen. Die Situation begann sich zu einer haarigen Sache zu entwickeln, denn wie selbstverständlich war nirgendwo eine brauchbare Gebrauchsanweisung zu finden. Notorische Trockenrasierer wie ich wurden vor ein großes Problem gestellt: Wie genau ist der Rasierer zu nutzen? Ohne abzusetzen, mehrfach während der Nutzung abzuspülen? Sonstige Dinge zu beachten? Hatte Jay persönlich die Gebrauchsanweisungen entfernen lassen, um sich zwischen mich und Ronnie zu stellen? – Ich besann mich und wurde ruhiger, denn was unzählige Homo Sapiens mit dem Intellekt eines Einzellers tagtäglich bewältigen, sollte für den kommenden Stern am Bodybuilding Himmel doch auch erreichbar sein. – Ich überlegte "Was würde Ronnie in diesem Augenblick tun?" und begann instinktiv meinen Kopf mit Rasierschaum einzudecken. Nach wenigen Augenblicken war es geschafft. "LIGHT WEIGHT BABY!" brüllte ich mir im Spiegel entgegen.

    Doch damit war ich noch nicht am Ende. Jeder der sich schon einmal die wirklichen Monster im Studio angesehen hat, weiß, dass keiner auch nur ein Haar an Armen oder Beinen hätte. Am schwierigsten war es allerdings die Haare am Rücken zu entfernen. Da ich mit dem Rasierer nicht an alle Stellen kam, nahm ich eine Sprühdose Deo und funktionierte diese mit Hilfe eines Feuerzeuges zur Enthaarungsmaschine um. Mein Rücken schmerzte furchtbar und das gesamte Bad roch verkohlt, allerdings war ich mir bewusst, dass dies wieder nur ein kleiner Preis wäre, den ich für mein großes Ziel zu zahlen hätte.

    Frisch enthaart, sammelte ich die auf dem Boden liegenden und im Waschbecken zerstreuten Haarreste auf, um diese in meine extra gekaufte Gürteltasche zu packen. Zwar war mein Körper nun so glatt wie seit seiner Geburt nicht mehr, aber wie jeder bereits seit Samson weiß, liegt in den Haaren die Kraft des Mannes verborgen. Das war das Geheimnis der Gürteltaschen.
    Wie bei einem Voodoo-Zauber werden die Haare gesammelt, damit die Kraft und Energie einem nicht mehr genommen werden kann. Selbst Jay Cutler muss so eine Gürteltasche haben, das war mir klar. – Anders wäre seine hässliche Perücke, die der Möchtegern-Mr. O jedes Mal bei seinen öffentlichen Auftritten auf dem Kopf trägt, nicht zu erklären. Mir war also nicht nur die Revanche im studiointernen Bankdrückwettkampf sicher, nein, auch mein Ziel, mit Ronnie an meiner Seite dem dritten Weiderbruder Jay die Medaille für den zweiten Platz zu überreichen, schien mir in greifbarer Nähe.



    Der Trainingsplan
    Nachdem ich alle Haare eingesammelt hatte und mir die Gürteltasche sofort umschnallte (jeder Bodybuilder trägt seine Gürtel Tasche bei Tag und Nacht), machte ich mir erst einmal einen Shake. - Der Mixer, den ich mir extra im Großhandel bestellt hatte, konnte 10 Liter fassen und zerkleinerte praktisch alles, was man in ihn hinein warf. Neben drei Vitamintabletten und einer Magnesiumtablette, die allesamt zu feinem Pulver unter dem schrillen Geräusch des Mixers zerhäckselt wurden, gab ich drei Packungen Magerquark, eine Packung Eiklar aus dem Tetrapack und 200 ml Leinsamenöl hinein. Jeder weiß, dass Vitamine Fettsäuren benötigen, um vom Körper genutzt zu werden. Deshalb hatte ich mir bereits die letzten Tage angewöhnt jeden morgen zwei Vitaminkomplextabletten mit einem Glas Öl zu trinken. – Mein Körper brauchte kostbare Nährstoffe, um für die kommenden Aufgaben gewappnet zu sein.

    Zusammen mit dem Shake in der Hand setzte ich mich auf die Couch und machte das, was alle Bodybuilder machen, wenn sie einen selbst-gemixten Shake nebenbei trinken: Ich blätterte in einer Bodybuildingzeitschrift herum, um mich mental auf mein nächstes Training vorzubereiten.

    Ich wusste, dass ich mir nicht noch einmal so eine Blöße geben durfte im Studio. Was würde Ronnie sonst von mir denken?! – Also entschloss ich mich auf Nummer sicher zu gehen und suchte mir einen Trainingsplan vom King selbst aus einer der Zeitschriften heraus. Sorgfältig studierte ich den gesamten Artikel und notierte mir die Übungen mit entsprechenden Satzzahlen. Leider waren keine Gewichtsangaben zu den jeweiligen Übungen zu finden, aber wenn ich wie Ronnie wachsen wollte, müsste ich auch ganz und gar so trainieren wie er. - Das bedeutet auch seine Trainingsgewicht bewegen.

    Ich schaute mir die Bilder an und zählte mir an Hand der Gewichtsscheiben, die zu sehen waren, sein Trainingsgewicht zusammen. Jetzt konnte nichts mehr schief gehen. Zusammen mit der Gürteltasche und Ronnies Trainingsplan konnte mein Training nur zu einem Erfolg werden. – Ich packte mein XXXL Shirt und meine enge Leggins in die Trainingstasche, übte noch kurz ein paar Posen vor dem Spiegel und ein schmerz-verzehrtes Gesicht beim "Eeeaaasyyyy!"-Schrei und trank einen Pre-Work-Out-Shake aus drei verschiedenen Pump-Supps bevor ich mich auf den Weg zum Training machte..


    Anti-SuperSize me! – Teil 3

    Mit dem Trainingsplan von Ronnie in der Tasche fuhr ich motiviert ins Studio. Ich zog meine Leggins und mein XXXL-Shirt an und schnallte die Gürteltasche um meinen Körper. Es wurde Zeit, dem Jay-Cutler-Verschnitt vom Bankdrücken zu zeigen, wo seine Grenzen sind.

    Der Typ vom letzten Mal war diesmal natürlich nicht im Studio gewesen, so dass mir meine Revanche beim studiointernen Bankdrück-Wettkampf verwährt blieb. Vorerst – aber heute standen sowieso die Arme auf meinem Trainingsprogramm. Während Jays spindeldünnen Ärmchen mich oftmals nur an Zahnstocher erinnerten, so hatte der King wahre Baumstämme an seinem Körper hängen. Mir war klar, dass ich nur durch möglichst viele Bizeps-Übungen selber so starke Arme bekommen könnte. Doch sollte ich lieber 36 oder 37 Sätze für den Bizeps machen? Ich entschloss mich auf Nummer sicher zu gehen und von allen fünf Bizepsübungen 10 Arbeitssätze für diese Einheit zu planen. Ich hatte schließlich viel aufzuholen.


    Nach einem Aufwärmsatz schnallte ich mir meinen Gewichthebergürtel um die Hüfte. Natürlich über das Shirt, so dass alle sehen konnten, dass hier jemand BIIIIIIG werden wollte und wirklich schwer trainiert. – Da die Kurzhanteln nur bis 50kg gingen, waren meine Möglichkeiten etwas eingeschränkt. „Fitnesstempel!“ dachte ich nur abwertend, aber es half nichts. Ich musste mit den vorhandenen Möglichkeiten klar kommen. Ich war es Ronnie schuldig.

    Mit einem Ruck holte ich meine Kurzhanteln aus dem Ständer. "LIGHT WEIGHT!" brüllte ich mir selber zu. Ich neigte den Oberkörper leicht nach vorne, um Schwung für die erste Wiederholung zu holen, und mit der vollen Ausnutzung der physikalischen Gesetze begann ich meinen gesamten Oberkörper nach hinten zur werfen und zu curlen..


    Habt ihr auch Quaker Quick Grits?
    ..das letzte, an das ich mich erinnern konnte, war mein martialischer "EASY!"-Schrei beim heben des Gewichts. Als ich meine Augen aufmachte, befand ich mich in einem weißen Raum, in einem weißem Bett. Ich war im Krankenhaus. Die Schwester meinte, dass ich im Studio das Gleichgewicht verloren hätte und beim nach hinten fallen mit dem Kopf an einem Kabelturm aufgekommen wäre. Man hätte mich sofort ins Krankenhaus gebracht und ich wäre über Nacht zur Sicherheit geblieben, könnte aber heute Abend schon wieder nach Hause, wenn der Arzt sein OK gebe. Allerdings würde ich mich wohl die nächsten Tage noch etwas schwach fühlen..

    Wenige Augenblick später kam sie auch bereits ein weiteres mal mit dem Frühstück, wie sie sagte, herein. Sowieso schien sie ununterbrochen am Erzählen zu sein und als ihr auch noch der Löffel vom Tablett fiel, brüllte ich nur "SHUT UP AND SQUAAAAAAAT!". Als sie mich daraufhin sehr verwundert anschaute, meinte ich nur, dass ich nun mal mit ganzem Herzen Bodybuilder bin und wir Bodybuilder eben so miteinander sprechen. "Ich lebe das BB!" meinte ich nur zu ihr. - Ohne ein weiteres Wort stellte sie mir den Teller hin. "Habt ihr keine Quaker Quick Grits?" fragte ich sie. "Ronnie isst die auch immer zum Frühstück und wenn ich einmal neben ihm auf der Bühne stehen will, dann muss ich genauso wie er leben. Den wirklichen BB-Style!"

    Ohne etwas zu sagen, ging sie aus dem Raum. Ich fand mich damit ab, heute wohl eine Schummelmahlzeit einlegen zu müssen und nahm den Löffel in die Hand, um mich an den vorgesetzten Haferschleim zu machen. Ich war unsicher, ob ich schon wieder fit genug gewesen wäre, alleine zu essen, aber andererseits schienen die hübschen, vollbusigen Schwestern in diesem Krankenhaus alle auf Weiterbildung gewesen zu sein, so dass ein längerer Aufenthalt in dieser Institution keinerlei Vorteile mit sich gebracht hätte.
    Den Löffel in der Hand begann ich die ersten Portion aus dem Teller zu schaufeln. Ich merkte, wie ich mich bereits auf dem Weg der Besserung befinden würde. Kein Zeichen von Schwäche. Der Löffel war wie eine dieser knall-rosanen Gummi-Hanteln aus dem Frauenfitnessbereich in meiner Hand. "Light Weight, Baby!" brüllte ich und schlang den Haferschleim hinunter. Ich musste wachsen, und wer wachsen will muss essen. Das Problem, dass ich und mein wertvollstes Körperteil noch immer noch eingeschränkten Sichtkontakt hatten, war zwar bisher nicht gelöst, aber ich musste es eben nur noch schneller schaffen Fett in Muskeln umzuwandeln.


    Team-Andro.com

    Doch wie sollte mir all das gelingen? Warum blieben all meine Bemühungen bisher fruchtlos? Was hatte ich falsch gemacht, schließlich versuchte ich alles genauso zu machen wie der King. Sogar den Trainingsplan hatte ich aus einer bekannten BB-Zeitschrift übernommen.

    Zuhause angekommen, ging ich sofort ins Internet auf die Homepage des Magazins. Auf der Startseite wurde das Quiz aus der aktuellen Ausgabe über Ronnie noch einmal beworben, dass ich bereits im Krankenhaus mehrfach erfolgreich gelöst hatte. Ich klickte ein wenig durch die Seiten bis ich auf das Kontaktfeld kam. Was dort stand, erschütterte mich bis ins Mark:

    Die Seite und vor allem auch die Zeitschrift wurde betrieben von Weider Publishing Ltd. - also dem Konzern der Weider Brüder, die ihren Ziehsohn Jay "ich trage ein Toupet" Cutler zum Mr. O 2006 gemacht und so Ronnie um seinen verdienten Platz gebracht hatten. Plötzlich wurde mir alles klar. Es lief ein riesiges Komplott gegen Ronnie. Man wollte ihn auch 2007 um seinen verdienten Platz auf dem Olymp des Bodybuildings bringen. "Gotteslästerung!" fuhr mir durch den Kopf. Mir wurde klar, dass ich diesen Teufelskreis unterbrechen musste. Ich durfte nicht länger zu lassen, dass Jay und die Weider Brüder sich zwischen mich und dem King stellten. - Aber was sollte ich tun? Welche Möglichkeit blieb mir, solange ich Ronnies Telefonnummer noch nicht herausgefunden hatte, dem wohl besten Bodybuilder aller Zeiten möglichst erfolgreich nachzueifern?

    Ich ging auf Google und gab in das Suchfeld die Begriffe ronnie coleman cheater cutler ein. Das erste Ergebnis, dass mir gezeigt wurde, war das deutsche Internetforum team-andro.com. Sofort meldete ich mich im Forum an, denn mir war klar, dass ich nur mit einer unabhängig von dem Weider Imperium agierenden Plattform die nötigen Tipps bekommen könnte, um dem Weider-Trio erfolgreich entgegen treten zu können.

    Nachdem ich im Begrüßungsforum sehr freundlich aufgenommen wurde und ich meinen Account mit einem entsprechenden Avatar und einer angemessenen Signatur versehen hatte, so dass alle Welt meine Verbundenheit zum King erkennen konnte, eröffnete ich auch sofort einen weiteren Thread.

    Ich schrieb:
    Ich möchte so aussehen wie Ronnie

    ich möchte so aussehen wie king coleman. ihr wißt schon so stark und so. meint ihr ich muss dafür so schwer trainieren wie er? also die gleichen gewichte nehmen? wieviel sind hier auf der langhantel drauf? ich weiß gar nicht ob wir soviele scheiben im studio haben.. ich hatte schon mal versucht mit kh so übern kopf drücken zu machen, halt mit ordentlich gewicht, aber das klappte alles nicht so. habs gar nicht geschafft. ich ess auch schon morgens diese komischen grits von ihm. schmecken voll komisch, aber mir ist kein preis zu groß. ich leb das bb, wißt ihr.

    also, wie kann ich möglichst schnell wie ronnie aussehen und wieviel hat er hier auf der stange? meint ihr ich schaffs auch mit weniger?
    Ich drückte auf abschicken und wartete hoffnungsvoll auf die Hilfe der Andro-Gemeinde..


    Also wie ihr es sicherlich schon gemerkt habt ist dieser Artikel(oder besser die 3 zusammengefügten) von www.team-andro.com
    Es wurde mir von beiden Seiten per Pn ein Okay gegeben diesen "Beitrag" hier zu veröffentlichen.
     
  2. Andy82

    Andy82 V.I.P.

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    Einfach zu geil... Ich fall gleich vom Sessel... :lach: :kringel:
     
  3. Lakim

    Lakim Eisenbieger

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    Oha lang aber geil ;). So trainieren wie Coleman und sich Krankenhaus reif hauen :biggrin: :biggrin: :biggrin: Muss ich auch mal testen :cool:
     
  4. #4 Anonymous, 18.08.2007
    Anonymous

    Anonymous Guest

    Wenn du schon dabei bist, kopier noch alle Artikel von Atomic Dog hier rein, die sind wirklich göttlich! :biggrin:
     
  5. Wody

    Wody V.I.P.

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    Sehr sehr geil geschrieben und in vielen Belangen scheint mir das von der Einstellung her sehr nahe an der Wahrheit zu sein, was ich auch hier leider immer wieder mal beobachten muss
     
  6. #6 Spongebob, 18.08.2007
    Spongebob

    Spongebob Foren Guru

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    Die hab ich noch nicht gelesen, aber ich werd mich mal dran machen und den Autor ne Pn zu schicken.
     
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