Kann Spargel Gewichte heben? Humoreske

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  1. #1 Reblaus, 14.09.2008
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    Ein Spargel als Gewichtheber nach einer wahren Begebenheit.

    Nach einer einjährigen Vorlaufphase durfte ich Anfang der 60er Jahre für einen Pfälzer Schwerathletikverein in der Landesliga an die Hantel. Damals gab es noch den olympischen Dreikampf mit Drücken. Es gab keine Relativpunkte, Eine Mannschaft bestand aus 7 Mann, die zusammen 550 kg wiegen durften. Die gesamt gehobene Kilozahl zählte.
    Da wir durch eine krankheitsbedingte Umstellung schon recht schwere Leute in der Mannschaft hatten, blieben nur noch 45 kg für den letzten Mann übrig. Der wichtigtuerische Vorstand drückte seinen noch mehr wichtigtuerischen Sohn ohne jegliche Meriten in die Mannschaft. Seine Oberschenkel waren nicht so dick wie meine Handgelenke und die Arme halb so dick. Auf der Hinfahrt nahm er die Stellung seines Vaters ein und gab reichlich Ratschläge.
    Als er zur Vorstellung mit uns das Podium betrat, wieherte der ganz Saal. Oder war es das Turnierpferd selber. Ich glaubte, meinen Augen nicht trauen zu können. Der Spargel sah wirklich aus wie ein gesatteltes Turnierpferd. Beide Hand- und Fußgelenke hatte er dick und weiß bandagiert. Um seinen Bauch trug er eine Art Ledergeschirr, das sich bei näherem Hinsehen als 1 ½ fach gewickelter Gewichthebergürtel entpuppte, der mit einer abenteuerlichen Schnurkonstruktion gehalten wurde
    Auch schritt er nicht, sondern galoppierte, in dem er bei jedem Schritt die Knie grotesk hochwarf. Schnaubend trat er zum Magnesiumkasten. Zwei Zuschauer ahmten das Schauspiel mit lautem Wiehern nach. Wie Roodrunner mit den Beinen drehten die Hände im Magnesiumnebel durch. In der weißen Wolke sah man unseren Spargel, Bis zur Nasenspitze war er eingegipst.
    Er verbeugte sich theatralisch nach allen 3 Seiten und schaute dann auffordernd in die Runde. Fast jeder Einzelne der Zuschauer bekam seine Aufmerksamkeit geschenkt. Er verharrte.
    Als länger keine Reaktion kam, klatschte ein Zuschauer begeistert auf die Schenkel.
    Dieser Beifall ließ dann den Meister zur Hantel schreiten. Die Stange war mit den kleinsten Scheiben bestückt, die zur Verfügung standen. Er tastete nach verschiedenen Griffbreiten, dann schraubte er erst die eine Hand an die Hantelstange, dann die andere. Er wippte kurz zwei mal und riß etwas an den Armen, um die Grifffestikeit zu prüfen. Er schnaubte drei mal kurz hinter einander, der Hintern ging hoch und der dünne Körper straffte sich. Jetzt wird er das Gewicht heldenhaft hochwuchten. Er verharrte kurz – die Spannung war nicht mehr zu überbieten. Da machte es leise pfffff, jetzt ähnelte er eher einem leeren Sack. Er löste die Hände von der Hantel, richtete sich auf und schüttelte heftig den Kopf. Dieser war in der Proportion zum Körper unverhältnismäßig groß und ich hatte echt Angst, dass er dabei herabfallen könnte.
    Er griff sich bedächtig einen Magnesiumklotz und rieb die Griffstellen sorgfältig damit ein.
    Es war viel Magnesium im Spiel. Alles war weiß und als er in die Hände klatschte, bekam ein Zuschauer in der ersten Reihe davon einen Hustenreiz. Dann hatte er sich erneut in die Hantel eingeschraubt und riß furchterregend an den Armen. Es war ein köstliches Schauspiel.

    Dann war es so weit. Wie eine Rakete hob sich die Hantel langsam Zentimeter für Zentimeter, um dann zu beschleunigen. Nach einem gellenden Schrei passierte die Hantel das Ledergeflecht und schien knapp über dem Bauchnabel seinen Scheitelpunkt erreicht zu haben.
    Geistesgegenwärtig presste er die Hantel an den Körper und rollte sie in abwechselnder Schräglage bis zu den Schultern hoch. Er stampfte zweimal heftig mit dem Fuß auf, um das Drücken in Angriff zu nehmen.
    Der ganze Körper bebte, irgendwas wackelte ständig am Körper. Mit einem lauten gepressten baoooooa riß er kraftvoll die Arme hoch, leider ohne Hantel. Die kippte zur Seite ab und stand fast senkrecht in der Luft. Wie eine Bachstelze hüpfte er von einer Seite zur anderen, um der abgeworfenen Hantel zu entgehen. Als sich die Hantel glücklicherweise auf der anderen Seite zu Boden neigte, schob unser Spargel in einem weitem Ausfallschritt geistesgegenwärtig seinen linken Fuß noch unter die auftreffende Hantelscheibe.
    Er quikte anhaltend und hüpfte wie Rumpelstilzchen von der Bühne.
    Sie Stimmung auf dem Oktoberfest kann auch nicht besser sein.

    Versuch 2: Ich will es abkürzen. Alles wiederholte sich fast identisch. Irgendwie lag die Hantel nach langem Gewürge wieder auf den Schultern (wenn jetzt jemand nachfragt, warum nicht auf der Brust – er hatte keine). Längst war das Kampfgericht bereit, hier so ziemlich alles zu tolerieren, wenn das Gewicht nur irgendwie zur Hochstrecke kam, um den Spaß nicht zu verderben. Mit einem kurzen Quicken leitete er die Aufwärtsbewegung zum Drücken ein.
    Ich hatte nie mehr jemand erlebt, der fähig war, die Stange auf der Stirne abzulegen.
    Unter lautem Ächzen gelang es, die Arme weiter durchzudrücken- Da wand sich der Spargel wie ein Wurm. Mal wölbte sich das Becken unwirklich nach vorne, dann klappte die rechte Schulter nach unten, um durch einen heftigen Hüftschub wieder hoch zu fliegen.
    Die Arme hatten unter zahlreichen Verwindungen bereits den rechten Winkel überschritten.
    Die Zuschauer hatten längst den hohen Unterhaltungswert schätzen gelernt und skandierten
    Einstimmig „drüüüücken. Drüüüücken“. Da lief ein immer stärker werdendes Zittern durch den schmächtigen Körper. Er wirkte wie ein altes zerbröselndes Gemäuer. Urplötzlich hatte ich das Gefühl, dass irgendwas gleich abbrechen oder ein Arm abfallen würde.
    Nein, die Zuschauer hoben das Gewicht Zentimeter für Zentimeter. Der Kopf glich einer roten Rummelplatzglühbirne. Unter den Anstrengungen drehte er sich mit der Hantel wie ein Korkenzieher. Ähnlich einem Rotor schraubte sich die Hantel nach oben. Plötzlich wurde die Rotation unrund, eine Seite bekam immer mehr Schräglage und es war abzusehen, dass im nächsten Augenblick der Absturz erfolgte.
    Geistesgegenwärtig schrie ein Kampfrichter „ab, ab“ und das erste zählbare Ergebnis war im Kasten. Aber der Höhepunkt stand noch bevor.

    Reißen, 1. Versuch: Die Hantel wurde wieder weitmöglichst abgerüstet. Wie armselig und niedrig lag sie da. Irgendwie dachte man sofort an Kindergeburtstag oder ähnlichem.
    Die Zuschauer waren erwartungsvoll und beklatschten ihren neuen Liebling.
    Einige Banausen johlten. Man hatte die Erwartung, dass er gleich in einem purpurnen Mantel zum nächsten Versuch schreiten würde.
    Das Prozedere lief haargenau wie beim Drücken ab. Als er das Gewichtlein in einem Zug bis zu seiner spitzen Nase gezogen hatte, die Arme stark in Vorhalt, bekam die Hantel eine Eigendynamik und unser Spargel das Übergewicht. Er kam regelrecht ins rennen, die Hantel immer ein Stück voraus. Mehrere Leute, die zu dicht am Podium saßen, vielen vor Schreck hinterrücks von den Stühlen. Alle Anderen, die in Sicherheit waren, johlten vor Begeisterung.
    So etwas wird in dieser Dichte nicht einmal im Kino geboten.
    Schnell wurde das beschädigte Parkett mit einer Bohle abgedeckt.
    Ungerührt schritt unser Held zum zweiten Versuch mit allen guten Ratschlägen, das Gewicht nach hinten zu ziehen und unter die Hantel zu kommen. Bei aller Lächerlichkeit, sein Gesicht hatte einen nicht für möglich gehaltenen entschlossenen, ja fast brutalen Zug angenommen.
    Kurz hielt er noch einmal inne und sah nach hinten – wohl um zu sehen, ob genug Platz nach hinten war. Er war so voller Tatendrang, er vergaß seine Kaspereien und kreidete sich sorgfältig ein. Auch die Oberschenkel und die Stirne, weil er da ja seine Berührungspunkte hatte. Ständig schimpfte er über die blöde Hantel und blickte sie haßerfüllt an.
    Er packte sie wie ein heißes Eisen und riß es mit einem Urschrei in die Höhe. Der bogenförmige Zug war diesmal so gewaltig, dass er sich strecken musste, um die Hantel zu halten, sonst wäre sie ihm weggeflogen. Es sah kurz aus, als wollte er daran Klimmzüge machen. Dann aber führte der bogenförmige Schwung zu einer dynamischen Rückenlage.
    Wie ein Zinnsoldat fiel er mit der Hantel mit gestreckten Armen nach hinten um und verschwand hinter dem Vorhang. Nur die Füße sahen noch heraus.
    Es ist ihm nicht viel passiert. Aber wir haben ihm den Rest der Versuche erspart und auch ohne ihn gewonnen.
     
  2. #2 Anonymous, 14.09.2008
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